Mitgliederwerbung nach Corona

Probier’s mal mit Geselligkeit

Zum Neustart neue Mitglieder werben

Hat Ihr Chor unter Corona gelitten? Hat Ihr Verein Mitglieder verloren?
Sehr wahrscheinlich, denn die wenigsten Chöre haben die Einschränkungen der letzten 18 Monate unbeschadet überstanden. Das zeigt auch eine Studie mit dem Titel „Chormusik in Coronazeiten“ (ChoCo). Diese wurde im März 2021 von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Carus-Verlag, dem Berliner Dom sowie der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt (die Studie kann man hier lesen). Rund ein Drittel der befragten Chöre gab dabei an, dass sich ihre Mitgliederzahl während der Pandemie um mindestens 25 Prozent reduziert hat. Ein weiteres Drittel berichtete, zumindest geringe Mitgliederverluste erlitten zu haben. Bei den Kinder- und Jugendchören haben über die Hälfte schwere Mitgliederverluste zu beklagen – die Mitgliederzahlen haben also um mindestens 25 Prozent abgenommen. Wie viele Chöre aufgrund der Einschränkungen ihre Arbeit ganz einstellen mussten, lässt sich noch nicht genau sagen. Die Anzahl dürfte aber erheblich sein.

Fehlende Auftrittsmöglichkeiten

Dieses Ergebnis verwundert nicht. Die Amateurchöre und Gesangvereine konnten in der Pandemie nicht oder nur eingeschränkt proben. Konzerte fanden überhaupt nicht statt. Damit waren die Chöre ihres stärksten Werbemittels beraubt – dem öffentlichen Auftritt. Zusätzlich musste das Singen im Chor einen massiven Imageschaden hinnehmen. Chorproben entwickelten sich zu Superspreader-Events. Zudem sorgte die Diskussion um die Ausbreitung von Aerosolen in Probenräumen dafür, dass Chorsingen mitunter als „gefährlichstes Hobby der Welt“ bezeichnet wurde. Die beliebte Werbebotschaft „Singen im Chor ist gesund“ schien plötzlich nicht mehr zu gelten.

Mitgliederwerbung jetzt

Dabei können Chöre mit ihrer Arbeit gerade jetzt einen Beitrag insbesondere zur psychischen Gesundheit ihrer Mitglieder leisten. Die Bevölkerung musste im vergangenen Jahr massive Einschränkungen im Bereich der sozialen Kontakte hinnehmen. Nicht umsonst wurden Innenstädte und Gastronomie förmlich gestürmt, als die Beschränkungen zu Beginn des Sommers gelockert wurden. Und gerade im Bereich des Miteinander machen die Chöre ein besonderes Angebot. Hier haben sie eine ihrer besonderen Stärken. Nicht ohne Grund nennen viele Sängerinnen und Sänger die erlebte Geselligkeit als eine wichtige Motivation für das Singen im Chor. Gesangvereine und Chöre bieten also genau das, was auch vielen Menschen, die bislang in keinem Chor gesungen haben, in den Corona-Monaten gefehlt hat. Außerdem bietet das Singen im Chor den Chormitgliedern die Möglichkeit, Abstand vom Alltag zu gewinnen.

Deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um neue Mitglieder zu werben! Dabei sollte man ganz besonders das Miteinander im Chor und die Möglichkeit zum sozialen Austausch als Argumente in der Werbung nutzen. Die Chöre können die Menschen einladen und ihnen zeigen: „Bei uns trefft ihr Gleichgesinnte und könnt neue Freunde gewinnen.“ Das ist ein Pfund, mit dem sich aktuell gut wuchern lässt.

Sicherheit als Verkaufsargument

Dabei sollte man allerdings nicht versäumen, auch die Sicherungsmaßnahmen zu benennen, mit denen die Chöre Infektionen unter den Singenden verhindern wollen. Der Hinweis auf ein gut durchdachtes und eingespieltes Hygienekonzept kann ein starkes Argument bei der Mitgliederwerbung sein.

Mitgliederwerbung bei “Heimatlosen”

Und es gibt einen weiteren Grund, gerade jetzt verstärkt Mitgliederwerbung zu betreiben. Aktuell sind relativ viele Menschen auf der Suche nach einer neuen musikalischen Heimat. Denn wie gesagt haben etliche Chöre die Zwangspause leider nicht überlebt und mussten den Singbetrieb endgültig einstellen. Die Menschen, deren Chor nicht mehr existiert, haben vielleicht Interesse, sich einem neuen Verein anzuschließen.

Und gerade jetzt lassen sich neue Sängerinnen und Sänger besonders gut in den Chor integrieren. Nach der langen Zwangspause starten die meisten Chöre gerade wieder mit der (Präsenz-)Probenarbeit. Sie sind dabei, ihre Mitglieder stimmlich fit zu machen und das Repertoire neu aufzubauen. Neue Stimmen lassen sich jetzt besonders einfach in den Chor einfügen.

Damit der Neustart gelingt, müssen die Amateurchöre und Gesangvereine jetzt klar machen, dass man mit entsprechenden Konzepten für Hygiene und Abstand weiter sicher singen kann. In einer Imagekampagne sollte man – und hier sind auch die Chorverbände gefragt – darstellen, wie das gemeinsame Singen das Wohlbefinden steigert.

Das Wichtigste aber ist: Die Chöre müssen zeigen, dass sie wieder oder immer noch singen. Gerade jetzt müssen sie in die Öffentlichkeit gehen. Sie könnten in den Gärten der Mitglieder und den Höfen von Freunden proben, auf Wochenmärkten und in Einkaufszentren auftreten. Sie müssen zeigen, dass es sie weiterhin gibt und das Singen in dieser wunderbaren Gemeinschaft noch immer Spaß macht.

(Dieser Text erschien ursprünglich in der Mitgliederzeitschrift aCHORd des Sängerkreises Offenbach, Ausgabe 1/2022)

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