Mehr öffentliche Auftritte

Raus auf die Straße

Ein Plädoyer für mehr öffentliche Auftritte

Immer wieder fragen mich Verantwortliche von Vereinen, wie sie ihre Öffentlichkeitsarbeit verbessern können. Die Fragen lauten dann: Wie komme ich besser mit den Medien in Kontakt? Wie bringe ich meine örtliche Tageszeitung dazu, meine Konzerte, meine öffentlichen Auftritte anzukündigen und auch darüber zu berichten? Wie kann mir die Öffentlichkeitsarbeit bei der Mitgliedergewinnung helfen oder mich bei der Sponsorenwerbung unterstützen?

Letztlich geht es bei diesen Fragen immer darum, ganz allgemein die Sichtbarkeit des Chores oder des Vereins zu verbessern. Gelingt es, den Chor dauerhaft im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern und ihn bekannt zu machen, dann fallen auch Mitgliedergewinnung, Sponsorenwerbung und der Kontakt zu den Medien leichter. Aber wie schafft man das?

Größere Konkurrenz

Die Chöre stehen heute viel stärker als früher in Konkurrenz mit anderen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Und diese Angebote sind häufig besser in der Lage, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen. Das beste Beispiel hierfür ist der Sport mit seinen regelmäßig stattfindenden Wettkämpfen. Durch diese allgemein zugänglichen Veranstaltungen hat er es geschafft, sich einen dauerhaften Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu erobern.

Hier können auch die Chöre und Gesangvereine ansetzen. Die beste Werbung für jeden Chor und den Chorgesang ist das öffentliche Singen. Wenn man als Chor in die Öffentlichkeit geht und singt, kann man dem Publikum und möglichen Mitsängerinnen und Mitsängern am besten zeigen, wie viel Spaß dieses Hobby macht und wie abwechslungsreich und spannend es ist.

Trotzdem beschränken sich viele Chöre darauf, ihre wöchentliche Probe abzuhalten und ein- bis zweimal im Jahr ein Konzert in der örtlichen Veranstaltungshalle zu geben. Die Konzerte sind im Idealfall leidlich gut besucht. Meist trifft man dort aber auf den immer gleichen Personenkreis. In die Proben verirren sich nur in Ausnahmefällen Interessenten. Daran ändern auch die Verteilung von Flyern und Plakataktionen wenig – wenn der Verein etwas in dieser Form überhaupt durchführt.

Mehr öffentliche Auftritte

Viel effektiver verankert man den eigenen Chor im öffentlichen Bewusstsein durch mehr öffentliche Auftritte. Diese Auftritte müssen keine Konzerte im engeren Sinne sein. Sie müssen auch nicht lange dauern. Es geht „nur“ darum, den Chor in der Öffentlichkeit bekannt oder bekannter zu machen. Hierfür sind nicht einmal immer ausgefeilte Konzertprogramme oder künstlerische Höchstleistungen nötig. Viel wichtiger ist es, auf große Reichweite, maximale Aufmerksamkeit und wenn möglich auf den Überraschungseffekt zu setzen.

Warum soll man zum Beispiel immer nur auf selbst organisierten Veranstaltungen auftreten? Vielleicht sucht der örtliche Sportverein eine musikalische Umrahmung für eine seiner Veranstaltungen, für seine Hauptversammlung oder eine akademische Feier. Und natürlich könnte man auch im Rahmen einer Sportveranstaltung auftreten. Wie wäre es mit einem Jubelchor auf der Tribüne für die örtliche Turner-Jugend oder mit einem kleinen Halbzeitkonzert bei einem Handballspiel?

Vielleicht veranstaltet der örtliche Kunstverein eine Ausstellung und sucht noch Programm für die Eröffnung. Vielleicht gibt es die Möglichkeit auf kommunalen Veranstaltungen aufzutreten. Städtische Empfänge, Seniorennachmittage oder ähnliche Ereignisse bieten sich hier an. Und bei solchen Veranstaltungen ist auch fast immer die Presse vor Ort.

Dass Dorffeste eine gute Gelegenheit für Auftritte bieten, muss eigentlich nicht gesondert erwähnt werden. Aber wie wäre es mit einem Konzert auf dem örtlichen Wochenmarkt? Eventuell ist ein großer Teil der Chormitglieder ohnehin anwesend und erledigt seine Einkäufe. Warum sich also nicht zusammenfinden und drei Lieder singen? Solch einen Auftritt könnte man als Flashmob organisieren und so für den entsprechenden Überraschungseffekt sorgen. Oder wie wäre es mit einem kurzen Konzert vor dem örtlichen Supermarkt? Natürlich am Samstagvormittag zur besten Einkaufszeit!

Auf die Straße

Musik macht erst dann richtig Spaß, wenn man sie öffentlich aufführt und mit anderen teilt. Auf diese Weise kann man sehr gut auch bei anderen die Freude und Begeisterung wecken, die man selbst für die Musik und das Singen empfindet. Deshalb fordere ich von allen Chören: Singt nicht nur in eurem Probenraum und in eurem üblichen Konzertsaal. Geht auf die Straße! Veranstaltet mehr öffentliche Auftritte! Singt dort, wo die Menschen sind. Teilt eure Musik und eure Begeisterung für die Chormusik. Zeigt wie abwechslungsreich, lebendig und spannend das Singen im Chor ist.

(Dieser Text erschien ursprünglich in der Mitgliederzeitschrift aCHORd des Sängerkreises Offenbach, Ausgabe 1/2020)

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