Crowdfunding für Gesangvereine

Crowdfunding für Gesangvereine

Die vernachlässigten Fördermitglieder

Crowdfunding für Gesangvereine? Crowdfunding ist in aller Munde. Man versteht darunter die Finanzierung von Projekten durch eine mehr oder weniger große Gruppe von Menschen. Diese geben dem Projekt im Voraus Geld und erhalten dafür das fertige Produkt oder können an der Dienstleitung teilhaben. Das Spektrum reicht dabei üblicher Weise von Musikaufnahmen über Bücher und Filme bis hin zu technischen Geräten. Aber auch Firmen sammeln sich ihre Startfinanzierung auf diesem Wege ein.

Populär wurde das Crowdfunding in den letzten Jahren durch das Internet. Online kann man viel einfacher eine große Menge von Menschen erreichen und dann mit einer entsprechenden Präsentation zu Fans und Unterstützern machen.

Auch Chöre nutzen diese Möglichkeiten. So finanziert die Camerata Musica Limburg ihre Schubert-Gesamtaufnahme mittels Crowdfunding. Und auch das Ensemble Vocapella hat das Geld für seine Aufnahme aller Werke für Männerchor von Max Reger über das Internet eingesammelt.

Corwdfundig historisch

Dabei ist diese Idee des Crowdfunding nicht wirklich neu. Bereits Mozart und Beethoven nutzten die sogenannte Subskription, um Konzerte und Notenausgaben zu finanzieren. Und auch in (Gesang-)Vereinen kennt man eine Art dieser „Massenfinanzierung“. Allerdings ist sie hier langfristiger angelegt und nicht mit einem speziellen Projekt verknüpft. Gemeint sind die sogenannten passiven oder fördernden Vereinsmitglieder.

Fördermitglieder

Natürlich sind die aktiven Sängerinnen und Sänger wichtig für den Bestand eines Chores. Aber leider haben viele Gesangvereine Schwierigkeiten mit der Finanzierung ihres Singbetriebs. Da kann es sinnvoll sein, sich verstärkt den nicht-singenden Mitgliedern zu widmen und um neue Förderer zu werben.

Das Internet ist hierbei leider nur bedingt hilfreich. Man kann es zwar als Unterstützung nutzen, um den eigenen Verein attraktiv zu präsentieren. Allein aufgrund einer gut gestalteten Internetseite wird sich aber niemand als Fördermitglied einem Verein anschließen. Hier ist vielmehr die persönliche Ansprache gefragt. Familienmitglieder, Freunde, Verwandte und Bekannte können angesprochen und als Fördermitglieder gewonnen werden. Hier kann jedes einzelne Vereinsmitglied einen Beitrag leisten.

Irgendwann wird sich ein passives Mitglied allerdings die Frage stellen: „Was habe ich von meinem finanziellen Engagement?“

Bei aktiven Sängern ist diese Frage recht leicht zu beantworten. Sie finanzieren ja ganz direkt die Leistungen, die sie in Anspruch nehmen. Dazu gehören zum Beispiel der Chorleiter, die Anschaffung von Noten, das Vereinsheim oder der Probenraum.

Die passiven Mitglieder nutzen diese Leistungen nicht. Und ob die „Ehre“ der Förderung von Kultur und Tradition auf Dauer einen Anreiz bietet, ist fraglich.

Vorteile für Passive

Bei Projektfinanzierungen im Internet, also dem klassischen Crowdfundig, erhalten die Unterstützer meist das fertige Produkt. Dies kann zum Beispiel eine CD oder ein Buch sein. Hat der Unterstützer mehr Geld investiert, signieren der Autor oder die Musiker das Werk. Oder der Geldgeber wird zu einem Konzert eingeladen.

Auch Gesangvereine sollten sich überlegen, wie sie sich bei ihren Fördermitgliedern bedanken können. Die Möglichkeiten sind vielfältig, sollten aber zum Chor und seinen Unterstützern passen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem speziellen T-Shirt für die Förderer? Oder ein spezieller Empfang vor oder nach dem Jahreskonzert? Vielleicht gibt es ein spezielles Konzert nur für die Fördermitglieder?

Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist aber, dass man sich etwas Besonderes ausdenkt. Freier Eintritt zu einem Konzert bei dem ohnehin nur um Spenden gebeten wird, ist kein Anreiz.

In vielen Vereinen werden die passiven Mitglieder vernachlässigt. Aber hier bietet sich den Vereinen die Möglichkeit, eine Geldquelle anzuzapfen – das Crowdfunding für Gesangvereine. Und auch wenn jedes passive Mitglied nur einen kleinen Beitrag zur Finanzierung des Chores leistet, kann durch die Menge der Geldgeber doch ein stattlicher Betrag zusammen kommen.

(Dieser Text erschien ursprünglich in der Mitgliederzeitschrift aCHORd des Sängerkreises Offenbach, Ausgabe 1/2017)

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